Die #BeraterBeraterin
Hinter dieser Beratung stecken kluge Köpfe – man sollte sie nur deutlich lauter hören
17. Juni 2025
„Dahinter steckt immer ein kluger Kopf“
Der ikonische FAZ-Claim ist seit 1995 ein Statement für Haltung, Substanz und Sichtbarkeit.
Ein Prinzip, von dem die Consulting-Branche profitieren könnte. Denn zu oft erlebe ich dasselbe Paradoxon: strategisch brillant im Mandat – außerhalb der Echokammer: kommunikative Funkstille.
Der Name der Top-Berater steht auf der 350-g-Visitenkarte mit Relieflack – doch Interviews in relevanten Leitmedien? Fehlanzeige. LinkedIn-Profile verstauben seit dem letzten Corporate-Training.
Studien gibt es – doch oft ohne wirklich neue Thesen.
Thought Leadership – intern gefeiert, extern noch oft verschenkt.
Das Resultat: Ein Vakuum. Ein großes Fragezeichen – nicht bei bestehenden Klienten, sondern im breiten Markt. Denn wer nicht sichtbar ist, wird nicht als relevant wahrgenommen.
Das hat Konsequenzen. Für Karrierewege. Für die Reputation. Für entscheidendes Neugeschäft.
Die stille Elite: Warum kluge Köpfe lieber schweigen – und was das kostet:
Sie zählen zur strategischen Elite. Genau deshalb wägen viele extrem sorgsam ab, bevor sie sich äußern. Sichtbarkeit? Für manche ein Drahtseilakt – zwischen Haltung und Selbstvermarktung mit dem Risiko zum Fremdschämen.
Wie es ein Partner über seinen Kollegen formulierte: „Der ist nur so aktiv im Marketing, weil seine Projektpipeline leer ist. Ich habe für so etwas keine Zeit. Ich bin 120-prozentig billable.“
Einerseits nachvollziehbar.
Andererseits: Wer keine Narrative etabliert, überlässt das Feld anderen – und verliert die Deutungshoheit. Und Mandate.
Exzellenz allein überzeugt nicht – wenn keiner sie sieht
In einer überfüllten Branche ist exzellente Expertise kein USP – sondern bloß das Eintrittsticket. Gerade Spitzenberater, die Transformationen auf Vorstandsebene souverän begleiten, tun sich oft schwer mit einer eigentlich simplen Aufgabe: die eigene Botschaft auf den Punkt zu bringen.
Dann entstehen generische Slogans wie: „Wir machen komplexe Projekte einfach.“
Ein Satz, der nichts falsch macht – aber genau deshalb nichts bewirkt.
Kein Einzelfall. Sondern ein Muster. Besonders in drei Feldern, in denen Sichtbarkeit eine Chance ist: PR, Studienkommunikation und LinkedIn.
PR: Setzen Sie mutig Themen statt Meldungen zu verschicken
„Können Sie uns dazu eine Pressemitteilung schreiben? Oder mich im Handelsblatt oder Capital platzieren?“
Ja gerne – als gelernte Journalisten sowieso. Wenn es denn eine These gibt, die journalistisch trägt. Besonders mittlere und kleine Beratungen unterschätzen, welchen Hebel klug platzierte PR hat.
In meinen Frankfurter Agenturjahren wurden Presse-Pitches noch gefaxt. Tage später telefonierte man hinterher – Klinkenputzen im Schneckentempo.
Heute entscheiden Millisekunden, ob ein Redakteur weiterliest und ein Interview oder Hintergrundgespräch vereinbart – oder gelangweilt weiterklickt. Consultants, die in die wenigen verbliebenen Leitmedien wollen, brauchen keine 30 Folien PowerPoint.
Sie brauchen Headlines, die genauso gut im Handelsblatt stehen könnten.
Was hilft: radikaler Verzicht auf weichgespülte Zitate von Corporate Communications und Compliance.
Wer medial anschlussfähig kommuniziert, gewinnt – nicht nur Coverage, sondern Relevanz.
Thought Leadership ist kein PDF. Sondern eine Denkleistung
„Wir haben etwas zur De-Globalisierung und China-Diversifizierung. Können Sie das als Thought Leadership positionieren?“
Diese Frage höre ich oft – von Strategieberatern oder Big-Four-Partnern, die relevante Themen anstoßen, aber bei der medialen Übersetzung zuweilen an Grenzen stoßen.
Denn drei von vier CEOs beklagen: „Nicht einmal jede zweite Studie liefert mir wirklich wertvolle Erkenntnisse“. Jeder Dritte bewertet Thought Leadership sogar als „medioker“, „schlecht“ oder „sehr schlecht“. Dabei ist die Aufmerksamkeitsspanne brutal kurz: 55 Prozent der CEOs legen Studien sofort weg, wenn sie in der ersten Minute nicht überzeugen.
Erhebungen ohne Erkenntnis. Hypothesen ohne Hook. PDF statt Pointe.
Wer gelesen, zitiert, mandatiert werden will, braucht mehr als Fleiß. Gefragt ist: Fokus. Relevanz. Meinung.
Das gelingt nur mit einem klaren Framing:
Für wen ist das Thema relevant – und warum genau jetzt? Welche Perspektive wagen, die andere nicht haben? Welche Entscheidung wird so vorbereitet?
Studien, die wirken sollen, müssen – sensibel – provozieren. Executive Summaries oder Vorworte werden zu Schicksalsmomenten. Dabei schlägt die mutige Meinungsstärke jede Zahlenwüste. 81 Prozent der Entscheider wünschen sich zugespitzte Inhalte, die ihr Denken challengen. Nur noch jeder Fünfte möchte sein Weltbild bestätigt sehen.
Thought Leadership heißt: Klartext liefern – ohne in platte Sales-Pitches zu kippen. Wer so kommuniziert, schafft keine PDFs. Sondern Zugang. Vertrauen. Neue Klientenbeziehungen.
Brillante Denker. Leere LinkedIn-Feeds.
LinkedIn wäre die ideale Plattform, um Expertise 24/7 und selbst kuratiert sichtbar zu machen. Doch gerade die, die viel zu sagen hätten, schweigen.
Was ist da los?
LinkedIn hat sich in den letzten anderthalb Jahren radikal verändert. Die Angst, als eitler Selbstdarsteller zu wirken, sitzt tief – besonders bei Top-Managern.
In meinem CAPITAL-Interview „Voll cringe: Wie man bei LinkedIn die Peinlichkeitsfalle umschifft“ beschreibe ich das Phänomen. Viele fürchten nicht die Reaktion, sondern das Missverständnis. Dabei geht es nie um Lautstärke. Es geht um Anschlussfähigkeit. Um kluge Impulse für den Diskurs.
Das eigentliche Problem: Komplexität auf 800 Zeichen zu verdichten, fällt schwerer als 80 Folien im Steering Committee. Lieber schweigen, als falsch wirken.
Noch paradoxer: Ausgerechnet Top-Berater, die mühelos C-Level überzeugen, delegieren ihre Außenwirkung an Tools, Templates oder Text-KIs. Und wundern sich über das ausbleibende Echo.
Die Wahrheit ist:
Jede Community spürt, ob jemand wirklich etwas zu sagen hat – oder nur etwas sagen lässt.
Es liegt nicht an fehlendem Content. Sondern an der fehlenden Entscheidung. LinkedIn ist keine Kür. Es ist ein strategischer Kanal im modernen Kommunikationsmix – für Sichtbarkeit mit Substanz. Nicht für Likes. Sondern für messbaren Impact.
Warum die besten Köpfe oft stumm bleiben – drei Muster aus meinem Beratungsalltag
Warum fällt das gerade Top-Consultants, die souverän Transformationsprojekte steuern und Millionenbudgets verantworten, so schwer? Drei wiederkehrende Muster aus meinem Beratungsalltag.
1. Die „Billable-Hour-Falle“
Kommunikation ohne Mandatsbezug gilt als unproduktiv – und fällt dem Effizienzdiktat der „billability“ zum Opfer. Sichtbarkeit wird als Kür betrachtet, nicht als strategisches Asset. Dabei ist sie längst Schlüssel zu Vertrauen, Differenzierung – und Neugeschäft.
2. Der blinde Fleck beim Perspektivwechsel
Wer täglich auf C-Level mit Komplexität jongliert, scheitert oft an der Reduktion.
Externe Kommunikation erfordert Mut zur Lücke – und Klarheit statt Abstraktion. Stattdessen: lieber gar nichts sagen, als sich falsch festzulegen. Schade!
3. Diskretion als Kommunikationsvermeidungsstrategie
Diskretion ist Teil der Beratungskultur. Doch aus Haltung wird schnell Schweigen.
Das Missverständnis: Wer nichts sagt, wirkt souverän.
Die Realität: Wer dauerhaft unsichtbar bleibt, verliert die Bühne an den Wettbewerb.
Fazit: Sichtbarkeit ist kein Luxus. Sie ist ein strategischer Erfolgsfaktor für Ihre Marke
Kommunikation ist Business Development – mit anderen Mitteln.
Wer präzise formuliert, wird präzise gefunden.
Wer keine eigene Sprache findet, wird nicht erinnert.
Wer nicht erinnert wird, wird auch nicht von Klienten und Prospects angerufen.
Was es für den Erfolg braucht?
Keinen Kommunikationszirkus. Keine riesigen Agentur-Budgets. Sondern Sparring – mit jemandem, der aus klugen Gedanken klare Botschaften macht.
Meine Frage an Sie:
Wenn Ihre Kommunikation so klar wäre wie Ihre besten Ideen – wie oft würden Entscheider dann zuerst an Sie denken?
Wenn Sie eine Beratung sind, die sich noch erfolgreicher positionieren möchte, finden Sie hier Informationen, wie wir Sie unterstützen können:
Markenpositionierung von Beratungsunternehmen: End-to-end
Autorin: Susanne Mathony
Die Positionierung von Marken und Menschen sind meine Leidenschaft. Seit mehr als zwei Jahrzehnten lebe ich mit CEO-Positionierung, strategischer Marketing- und Kommunikationsberatung, PR und Business Storytelling meine Berufung aus.
Hinzugekommen ist 2014 die Social Media-Beratung. Hier liegt der Schwerpunkt auf dem #SocialCEO sowie dem Personal Branding und -Positioning von Vorständen und Teams auf LinkedIn.Meine Heimat ist Professional Services. Auf GSA- und EMEA-Ebene arbeitete ich u.a. für AlixPartners, Andersen Consulting (heute Accenture), Strategy& sowie Russell Reynolds Associates.
Als Politologin und ausgebildete Journalistin startete ich meine Karriere in einem Think Tank in Washington D.C..