Die #BeraterBeraterin
Consultants vor der Bundestagswahl: Warum Schweigen keine Option ist
21. Januar 2025
Die politische Polarisierung nimmt weltweit zu
Sie macht auch vor Consultants vor der Bundestagswahl nicht Halt. Warum ist es gerade jetzt so wichtig, Haltung zu zeigen?
Noch vor Buddhismus, Christentum und Islam steigt der Populismus zur neuen Weltreligion auf.
So schreibt Gabor Steingart letzte Woche.
UnabhĂ€ngig davon, ob man seine Pointierungen mag: Es herrscht âTransformation everywhereâ.
Marcel Fratzscher, PrÀsident des DIW, meint zynisch und doch treffend:
âZukunft können wir uns gerade nicht leistenâ.
Ja, Deutschland stecken mitten in der Stapelkrise. Was nicht passieren sollte, ist, dass âdie Mutter aller Krisen zur Mutter aller Ausredenâ verkommt.
Gerade als CEO oder Senior Partner/Partner einer Unternehmensberatung kommen Sie um viele Debatten ohnehin nicht herum
- Klienten erwarten nicht nur messbare Ergebnisse, sondern auch Orientierung â erst recht in Trumps zweiter Amtszeit.
- Mitarbeiter verlangen klare Antworten auf Sinnfragen jenseits von Home Office-Regeln.
- Ihr Netzwerk navigiert zwischen Wirtschaft, Wissenschaft und Politik.
Wirtschaft im Krisenmodus â und Berater in der Beobachterrolle?
Der Bundesverband Deutscher Unternehmensberatungen (BDU) signalisiert in seinem aktuellen GeschĂ€ftsklimaindex weiter gedrĂŒckte Stimmung. Zwar hat die AbwĂ€rtsdynamik nachgelassen, doch wirkliches Aufatmen bleibt aus â fĂŒr die Consulting-Branche eine herausfordernde Konstellation.
In der Vergangenheit hÀtte das Berater kaum dazu verleitet, öffentlich politisch Stellung zu beziehen. Man strebte primÀr nach neuen Mandaten und wirtschaftlichem Wachstum, ohne sich mit gesellschaftlichen Diskussionen zu befassen.
Heute ist der Druck bedeutend höher. Rafael Laguna de la Vera, Leiter der Bundesagentur fĂŒr Sprunginnovationen (SPRIND), konstatiert in der BörsenZeitung:
âGermany must prove that it is still capable of disruptionâ.
Die ZukunftsfĂ€higkeit Deutschlands hĂ€ngt vom Zusammenwirken von Wirtschaft, Wissenschaft und Politik ab. GerĂ€t dieses Zusammenspiel ins Stocken, gehen wichtige Impulse fĂŒr disruptive Fortschritte verloren â mit direkten Folgen fĂŒr Beratungsunternehmen. Diese leben von erfolgreich gemanagter Disruption.
Vor der Bundestagswahl: Wer liefert konstruktive BeitrĂ€ge â wer schweigt?
Vor der Bundestagswahl am 23. Februar stellt sich die Frage:
ĂberlĂ€sst man das Feld âLautsprechernâ, die gefĂ€hrliche Vereinfachung als Prinzip zelebrieren?
Oder ordnet man als Berater öffentlich wahrnehmbar ein?
Ein positives Beispiel, wie sich Consultants in den Diskurs einbringen, lieferten die drei Beratungen McKinsey, BCG und Roland Berger. Am 10. Oktober 2024 prĂ€sentierten sie im Sonderheft des Handelsblatts âDer Zukunftsplanâ ihre gemeinsame âAgenda 2035â â eine Strategie fĂŒr Deutschland.
Mit einem Hauch Pathos erklÀrt der Deutschlandchef von BCG, Michael Brigl:
âEs geht um nicht weniger als die Sicherung von Wohlstand und Demokratie.
FĂŒr uns als Berater war es daher eine moralische Verpflichtung und ein Ansporn zugleich,
uns mit einem Entwurf einzubringen, wie die deutsche Wirtschaft sich wieder in der Weltspitze etablieren kann.â
âDeutschland ist ein Restrukturierungsfallâ, lĂ€sst sich Stefan Schaible, CEO von Roland Berger, zitieren.
Eine der zentralen Forderungen der âAgenda 2035â:
Kurzfristig ein parteiĂŒbergreifender Zukunftskonvent mit Bundeskanzler Olaf Scholz, OppositionsfĂŒhrer Friedrich Merz und den Spitzen der anderen beiden Regierungsparteien.
Dass seit dem âhistorisch einmaligen Projektâ â so das Handelsblatt â vor ĂŒber drei Monaten jegliche weitere Kommunikation ausblieb, ist fĂŒr ein stringentes Reputationsmanagement ungewöhnlich.
Der Blick in die LinkedIn-Accounts groĂer Beratungsgesellschaften und ihrer fĂŒhrenden Köpfe
Weder finden sich Appelle, zur Wahl zu gehen, noch gibt es Statements zur aktuellen politischen Situation in Deutschland.
Das gleicht verblĂŒffend meiner Kolumne âDiversity ja, Baerbock nein! Warum Politik im Consulting auĂen vor bleibt.â vor der Bundestagswahl 2021:
âWie soll die nĂ€chste Bundesregierung die Jahrhundertaufgabe lösen,
Deutschland zukunftsfit zu machen?
WĂ€hrend sich der ein oder andere Wirtschaftslenker aus der Ecke heraustraut, herrscht im Consulting still ruht der See.
Statt sich durch politische Statements zu positionieren und zu differenzieren,
agieren die Beratungschefs allesamt extrem zurĂŒckhaltend.â
ErnĂŒchternde Wiederholung â also same, same?
Auch aus der Wirtschaft beteiligen sich nur wenige prominente Stimmen am politischen Diskurs. Christian Sewing, CEO der Deutschen Bank, warnte kĂŒrzlich auf LinkedIn davor, populistische KrĂ€fte zu unterschĂ€tzen:
Wer dieses Statement als Randnotiz abtut, dĂŒrfte unterschĂ€tzen, wie eng die Wirtschaftslage mit gesellschaftlichen und politischen Faktoren verzahnt ist.
Sewings Fazit
âA minor course correction will not be enoughâ
sollte auch jeden Berater aufhorchen lassen. Sein PlĂ€doyer fĂŒr ein starkes, innovationsfreudiges Deutschland lautet:
Demokratie ist kein SelbstlÀufer.
Demokratie stĂ€rken heiĂt Zukunft sichern
Oft höre ich von Klienten:
âBerater sollten sich nicht politisch einmischen. Wir bleiben weiter die neutrale Schweizâ.
Doch dieses Argument verkennt: Eine reflektierte Positionierung bedeutet nicht gleich parteipolitische Einseitigkeit. Vielmehr geht es um ein Bekenntnis zu Werten wie Offenheit, Innovationsfreude und demokratische Grundprinzipien â allesamt Fundamentals, auf denen erfolgreiche Unternehmen und Beratungen aufbauen.
âEine RĂŒckkehr zu der Welt, wie wir sie einst kannten, erwarten wir nicht.â
Das steht nicht Panik-schĂŒrend in der BILD, sondern ist das Fazit der Investmentgesellschaft BlackRock in seinem âAusblick 2025â. Disruptive Technologien, der globale Trend zur Dekarbonisierung und massive demografische UmbrĂŒche dauerhafte Wandel machen neue Strategien erforderlich. Gerade deshalb sollten groĂe Beratungsmarken nicht nur beobachten, sondern aktiv gestalten.
Demokratie braucht Haltung â und Haltung beginnt heute
Ja, ich verstehe die Sorge der Consultants vor der Bundestagswahl, politische Statements könne in parteipolitische GrabenkÀmpfe abdriften und Klienten wie Mitarbeiter verschrecken.
Doch bei gut gemachter strategischer Kommunikation passiert das nicht. Eine ausdrĂŒckliche Wahlempfehlung fĂŒr Partei A oder B aus dem demokratischen Spektrum ist nicht notwendig. Empathisches Messaging, praxisnahes Storytelling und eine realistische Zukunftsvision sind essenzielle Bestandteile einer gelungenen Haltungskommunikation.
Wer als Top-Consultant die komplexe ökonomische und politische Lage Deutschlands erklĂ€rt, gewinnt an GlaubwĂŒrdigkeit. Und er beweist Verantwortungsbewusstsein â ein entscheidender Erfolgsfaktor in einer VUCA-Welt.
Nutzen Sie die aktuelle Situation, Ihre Unternehmenswerte von der Website in den Alltag zu bringen und so Orientierung in komplexen Zeiten zu geben.
Fragen Sie sich: Wie kann meine Beratung aktiv zur Gestaltung der Zukunft beitragen?
Demokratie braucht Haltung â und Haltung beginnt heute.
Ohne klare Positionierung und strategische Narrative bleibt Haltung eine leere Phrase â und Deutschland verliert seine ZukunftsfĂ€higkeit. Lassen Sie uns gemeinsam sicherstellen, dass Ihre Beratung zum Impulsgeber fĂŒr Orientierung und VerĂ€nderung wird. Ich freue mich auf Ihren Anruf!
Autorin: Susanne Mathony
Die Positionierung von Marken und Menschen sind meine Leidenschaft. Seit mehr als zwei Jahrzehnten lebe ich mit CEO-Positionierung, strategischer Marketing- und Kommunikationsberatung, PR und Business Storytelling meine Berufung aus.
Hinzugekommen ist 2014 die Social Media-Beratung. Hier liegt der Schwerpunkt auf dem #SocialCEO sowie dem Personal Branding und -Positioning von VorstĂ€nden und Teams auf LinkedIn.Meine Heimat ist Professional Services. Auf GSA- und EMEA-Ebene arbeitete ich u.a. fĂŒr AlixPartners, Andersen Consulting (heute Accenture), Strategy& sowie Russell Reynolds Associates.
Als Politologin und ausgebildete Journalistin startete ich meine Karriere in einem Think Tank in Washington D.C..