Mind your mindset: Warum Consultants an ihrer ZukunftserzÀhlung arbeiten sollten

Die #BeraterBeraterin

Mind your mindset: Warum Consultants an ihrer ZukunftserzÀhlung arbeiten sollten

24. Oktober 2023

Deutschland braucht wieder eine ZukunftserzÀhlung.

So titelt nicht nur das Handelsblatt, sondern das schoss mir in den letzten Wochen vermehrt durch den Kopf. SpĂ€testens dann, wenn ich fĂŒr Klienten ĂŒber Studien saß – etwa im Kontext der IAA oder solche zum Wirtschaftsstandort Deutschland.

Handwerklich waren sie alle exzellent.

Aber inhaltlich an der Grenze zur Depression.

Sicher: Spontan fallen einem mehr Herausforderungen als Positives ein. Rezession; Inflation; Unternehmen, die mit Abwanderung drohen; Boom der Rechtspopulisten. Und nicht nur 607 Tage Krieg in der Ukraine, sondern ein weiterer in Israel.

Pessimismus hat Grenzen: „The Pain is the Pitch“ reicht nicht mehr

Consultants wie die Big Four halten sich weiter an das Marketing-Mantra: „The pain is the pitch„. Alle gehen mit ihrem Content dorthin, wo es am meisten schmerzt.

Die Folge?

Studien und Statements der Country Manager/ CEOs mit dĂŒsteren Prognosen und depressiven Narrativen:

  • Wirtschaftsstandort Deutschland: Wir sind wieder der kranke Mann Europas!
  • Ende des Verbrenners erschĂŒttert OEMs wie VW in den Grundfesten.
  • Mode made in Germany kĂ€mpft gegen Fast Fashion etc.

Die Krux:

Manches – partiell sogar sehr vieles – stimmt.

Und ja:

Thought Leadership muss beschreiben, was ist. “Alternative Fakten“ sind keine Alternative.
(Mehr dazu hier: https://mathony-brand-strategists.com/brand-strategy-advisory/thought-leadership/)

Aber die doppelte Frage nach Relevanz und Resonanz bleibt

  • Will – und kann – das noch einer lesen? Wenn‘ Heute Journal‘, ‚Spiegel‘ und ‚FAZ‘ mit ihren Negativbotschaften nur noch mit Trost-Schokolade zu ertragen sind?
  • Generieren diese Studien fĂŒr Unternehmen, die in der Krise stecken, noch ausreichend Mehrwert?

Meine Hypothese:

Nein. Nein in beiden FĂ€llen.

Es verwundert daher nicht: CEOs geben Studien nur noch 60 Sekunden Zeit!

Wie skizziere ich in einer frĂŒheren Kolumne: „Drei von vier Entscheidern sagen: Weniger als jede zweite Studien liefert mir wertvolle Erkenntnisse. Jeder Dritte bewertet Thought Leadership als ‚medioker‘, ‚schlecht‘ oder sogar ‚sehr schlecht‘.“

Buzzword-Bingo rund um Digitalisierung, Diversifikation und De-Risking ist zu wenig

Immer mehr Consultants wie die Big Four stellen schmerzlich bei den Open- und Click Through-Rates ihrer Studien fest: Der Vektor zeigt (fast) nur noch in eine Richtung: Nach unten.

Diese KPIs im Marketing-Dashboard frustrieren. „The next big thing“ statt „Nice, aber na ja
“ soll her. Etwa eine starke ZukunftserzĂ€hlung und strategische Narrative, die aufzeigen, wie es wieder aufwĂ€rts gehen soll.

Wie forderte John F. Kennedy:
Frage nicht, was dein Land fĂŒr dich tun kann, sondern was du fĂŒr dein Land tun kannst.

Auf Professional Services-Player gemĂŒnzt, hieße das:
Fragen wir nicht, was die Unternehmen fĂŒr uns tun, sondern was wir fĂŒr eine bessere Wirtschaft tun können.“

Lichter am Horizont: Warum optimistische(re) Narrative jetzt wichtig sind

Wer jetzt denkt: „Wie naiv!“ lĂ€sst vielleicht eines aus dem Blick:
Die IdentitĂ€t der Deutschen fußt stark auf der Performance ihrer Wirtschaft.

Geht es dieser schlecht, geht es den Deutschen schlecht. Nicht nur dank Inflation im Portemonnaie, sondern auch in der Seele. Eine eigene Interpretation von „Make America great again“ ĂĄ la „Made in Germany ist wieder sexy“ könnte helfen.

Der menschliche Geist reagiert stark auf Hoffnung und Zuversicht. Unternehmen wie ihre Berater sollten daher positive Perspektiven aktiv gestalten. Lichter am Horizont sind nicht nur Wunschdenken. Sie sind ein strategisches Muss.

Drei Marketing-Taktiken können helfen

1. Business Storytelling als transformative Kraft

Business Storytelling ist mehr als ein Hype auf LinkedIn. Es ist eine essenzielle Differenzierungsstrategie. Ein historisches Beispiel? Churchills Reden wie etwa „Finest Hour, um Großbritannien im Zweiten Weltkrieg zu einen. Stets sprach er den Verstand wie Emotionen an und lieferte eine ĂŒberzeugende Zukunftsvision.
Ein aktuelles Beispiel? Siemens sucht per Stellenausschreibung einen „Executive Storyteller„. Es zeigt: Selbst traditionelle Industrieunternehmen erkennen die Notwendigkeit, ĂŒber pure Daten hinaus zu kommunizieren.

Also sollten auch Berater und WirtschaftsprĂŒfer diese transformative Kraft von Business Storytelling nutzen.
(Mehr dazu hier: https://mathony-brand-strategists.com/communications/storytelling-message-development/)

2. #niewiederistjetzt: Mut und Haltung

„Nie wieder“ ist die Verpflichtung jedes Einzelnen. #niewiederistjetzt – so lautet der Pledge deutscher Unternehmen gegen Antisemitismus.

Die ĂŒber hundert Logos des Werbesujets zeigen die CrĂ©me de la Creme der deutschen Wirtschaft. Ungewöhnlich geschlossen zeigen sich seit vergangenem Samstag Unternehmen nicht nur in ihren Corporate Accounts auf LinkedIn, sondern auch von unzĂ€hligen Mitarbeitern. So generierte beispielsweise der Post der Otto-Group schon nach 24 Stunden fast 2.000 Likes und mehr als 170 Shares.

Aber: Von Beratungen oder den Big Four fehlt jede Spur. Wer meinen #BeraterBeraterin-Kolumnen folgt, weiß: Ich bin ein großer Fan von Mut und Haltung sowie von CEO Aktivismus.

Damit bin ich nicht allein.

Gastkommentare wie die von Lutz Meschke, stv. Vorstandsvorsitzender der Porsche AG, im Handelsblatt gehen in die gleiche Richtung.

„Ich wĂŒnsche mir, dass sich Manager öfter und mutiger in öffentliche Diskussionen einbringen.“ Er fordert den Schulterschluss der Unternehmen mit Politik und Zivilgesellschaft.

Und TRUMPF-CEO Dr. Nicola Leibinger-KammĂŒller schreibt:

„Wir alle, auch die Wirtschaft, sind darum aufgefordert, in der jetzigen Situation Haltung zu zeigen. Zumindest dann, wenn wir es ernst meinen mit der Freundschaft zu Israel und den in Deutschland lebenden Juden.“

Dem stĂ€rkeren Schulterschluss der Unternehmen mit Politik und Zivilgesellschaft können sich auch Beratungen und die Big Four nicht verschließen.
Ein Teil ihres Beitrags: Klare Kante sowie ZukunftserzĂ€hlungen mit Substanz. Das Konzept „Mind your mindset“ wird zum SchlĂŒsselprinzip. Consultants sollten nicht allein ihre analytischen FĂ€higkeiten und strategisches Denken einsetzen, sondern auch Haltung beweisen.
Sowohl fĂŒr ihre eigenen Unternehmen – schon dem Employer Branding zuliebe – als auch den Klienten gegenĂŒber.

3. ChatGPT und der Paradigmenwechsel im Thought Leadership

KI-Tools wie ChatGPT haben das Potenzial, einen Paradigmenwechsel im Thought Leadership einzulÀuten. Das merkt auch die Professional Services-Branche. Die Möglichkeit, automatisierte und doch hochgradig personalisierte Inhalte zu generieren, eröffnet neue Wege in der Markenkommunikation und im Content Marketing.

Und nein, als Politologin und Journalistin glaube ich nicht, dass uns ChatGPT das Denken abnimmt. Smarte Prompts alleine triggern sicher nicht die Business Transformation Deutschlands. Aber durch den richtigen Einsatz von KI entsteht ein so massiver Effizienzgewinn im Content-Bereich, dass sich die freigewordene Zeit in deutlich mehr KreativitÀt investieren lÀsst als je zuvor.

Fazit: „Mind your mindset“ macht mutiger. Das brauchen wir jetzt.

“Mind your mindset” ist eine Einladung zu mehr Mut. Mut nicht als Abwesenheit von Furcht, sondern als Triumph darĂŒber. In Krisen und Kriegen können sich Consultants als VisionĂ€re beweisen – wenn sie wollen.

Mit einer differenzierten ZukunftserzÀhlung können sie Wirtschaftslenker inspirieren. Nur so entsteht erfolgreiche Transformation in einer Welt in der DauerverÀnderungsschleife. Nur so entstehen emotionale Bindung und Thought Leadership mit nachhaltigem Mehrwert, statt Thought Followership.


Autorin: Susanne Mathony

Susanne Mathony
Susanne Mathony

Die Positionierung von Marken und Menschen sind meine Leidenschaft. Seit mehr als zwei Jahrzehnten lebe ich mit CEO-Positionierung, strategischer Marketing- und Kommunikationsberatung, PR und Business Storytelling meine Berufung aus.
Hinzugekommen ist 2014 die Social Media-Beratung. Hier liegt der Schwerpunkt auf dem #SocialCEO sowie dem Personal Branding und -Positioning von VorstĂ€nden und Teams auf LinkedIn.Meine Heimat ist Professional Services. Auf GSA- und EMEA-Ebene arbeitete ich u.a. fĂŒr AlixPartners, Andersen Consulting (heute Accenture), Strategy& sowie Russell Reynolds Associates.
Als Politologin und ausgebildete Journalistin startete ich meine Karriere in einem Think Tank in Washington D.C..


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