Optische Statements gegen die Austauschbarkeit, um als Top-Managerin sichtbar zu werden
18. Juli 2022
(Foto von Marten Bjork auf Unsplash)
Was haben Dr. Sigrid Evelyn Nikutta, Annalena Baerbock, Anna Wintour und Roselyne Bachelot gemeinsam?
Ihnen ist es gelungen, sich nicht nur inhaltlich, sondern auch optisch zu einer starken Marke zu werden. Wiedererkennbar dank immer gleicher Stylingelemente, die klare Botschaften vermitteln.
Um nichts anderes geht es bei Personal Branding. Wer nicht sichtbar ist, findet nicht statt. Daher gilt: Werde als weibliche (Top)-Mangerin selbst zur Marke – egal ob in Business oder Politik.
Meistens versteht man darunter eine konsequente Positionierungsstrategie, regelmäßige Interviews in Leitmedien, ein differenzierendes Profil auf LinkedIn, eine klare Haltung zu aktuellen gesellschaftlichen Themen und eventuell auch ab und ein – kuratierter – Einblick in Persönliches, um das Menschliche herauszustellen. Die Zeiten der reinen „Corporate Soldier“ sind schließlich lange vorbei.
Auf dem Karriereweg nach oben wird bei der Positionierung oft vergessen:
Auch optische – nach außen sichtbare Elemente – sind ein wichtiger Teil des Aufbaus einer Personenmarke, gerade in unserer Medienwelt. Der berühmte erste Eindruck entsteht nicht durch eine mehrseitige Studie, wahrscheinlich auch nicht durch drei perfekt formulierte LinkedIn Posts pro Woche, sondern durch ein Bild der Person, das den Menschen in seinem Outfit zeigt.
Welche Outfits schaffen Markenbildung?
Über Jahre hinweg hat sich in der weiblichen Businessmode in Deutschland ein gewisser Dresscode manifestiert. Dieser besteht meist aus dem klassischen schwarzen, blauen oder grauen Hosenanzug bzw. Kostüm kombiniert mit weißer Bluse bzw. weißem T-Shirt. Manchmal lockert dezenter Schmuck die strenge Businessuniform (etwas) auf.
Der Look ist korrekt, strahlt Ernsthaftigkeit im Berufsleben aus und soll signalisieren: Man stellt die Arbeit und das Können über die als vermeintlich oberflächlich verurteilte Optik.
Zunächst klingt das nachvollziehbar.
Und doch ist so ein (Nicht)-Look eine verpasste Chance für den persönlichen Markenaufbau.
Aus dem ganz einfachen Grund: Der Look ist austauschbar und ohne jeglichen Wiedererkennungswert. Die Folge: Die Person wird schlichtweg vergessen, weil sie keinen bleibenden Eindruck hinterlässt und auch scheinbar optisch nicht darauf Wert legt, sich als Marke mit Strahlkraft zu positionieren.
Vier erfolgreiche Frauen mit optischen Statements zu ihrer Differenzierung
Dr. Sigrid Evelyn Nikutta
Dr. Sigrid Evelyn Nikutta ist die Vorstandsvorsitzende der DB Cargo AG und damit seit 185 Jahren die erste Frau an der Spitze. In Deutschland ist sie sicher eine der markantesten Beispiele für einen gelungenen optischen Markenbau. Auf öffentlichen Veranstaltungen trägt die promovierte Psychologin gerne ein knalliges Rot in der Firmenfarbe des Unternehmens, für das sie arbeitet: die Deutsche Bahn. Damit lebt sie quasi das hauseigene CD/CI.
Sie gilt vielen als Vorbild für erfolgreiche Business-Frauen, die Beruf und Familie – in ihrem Fall fünf Kinder – vereinen können. Wie sagt die Befürworterin der Frauenquote in einem STERN-Interview: „Ich rate Frauen, ab Sekunde eins, klar zu machen: Hier ist eine starke Person, die darauf besteht, genauso wahrgenommen zu werden. Dafür wird man nicht gemocht. Aber darum geht es auch nicht. Im privaten Umfeld, ja. Im Berufsleben geht es nur darum, akzeptiert zu werden.„
Zwar werden ihre konsequent roten Outfits von dem ein oder anderen männlichen Entscheider gerne einmal als etwas übertrieben/künstlich belächelt. Doch erstens steht ihr die Farbe, zweitens kombiniert sie gekonnt mit einem passenden Lippenstift, aber vor allem ist sie wiedererkennbar. Vor allem auch durch die Signalfarbe Rot, die sie vom schwarzen Einerlei ihrer männlichen Kollegen abhebt. Und nicht zuletzt die Medien lieben es – denn sie wissen um die starke Macht von Bildern.
Annalena Baerbock
Annalena Baerbock und ihr Stilwandel seit Ausübung ihres Ministerposten ist immer wieder Thema zahlreicher Artikel. Die junge Außenministerin hat sich von einem unscheinbaren „Mauerblümchen“ in etwas zusammengewürfelt wirkenden Outfits in gedeckten Farben zu einer viel gelobten Politik-Stilikone entwickelt.
Völlig unabhängig davon, ob sie selbst ihre Outfits auswählt oder auf professionelle Hilfe für ihre Looks zurückgreift: Das Ergebnis zählt! Baerbock macht im In- wie Ausland mit farbigen Hemdblusenkleidern und Uni-Hosenanzügen eine gute Figur. Ob in Marine- oder Mittelblau, Rot oder Grün, der Farbe ihrer Partei: Sie setzt auf schlichte Schnitte, Midi-Länge und dezente Ausschnitten. Sie hat ein Händchen für die passende Kleidung zum passenden äußeren Anlass wie etwa ihr barfuß-agieren am Strand von Palau.
Baerbock hat es in kürzester Zeit geschafft, ihren eigenen Look zu gestalten, der sie von anderen Politikern in der Koalition hervorstechen lässt.
Anna Wintour
Über das Image von Anna Wintour – alias „der Teufel trägt Prada“ – muss man kaum noch etwas sagen. Die Engländerin, jahrelang Chefredakteurin der US-Vogue, ist nun Global Editorial Director des Großverlags Condé Nast. Damit ist sie Chefin über eine internationales Reich an Magazinen.
Sie steht im Ruf, eine knallharte Businessfrau zu ein. Streng zu sich selbst wie zu ihren Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen. An ihrer Autorität und ihrem Können wird nicht gezweifelt.
Wie drückt sie das in ihrer Mode aus? Mit einem schwarzen Hosenanzug? Nein. Anna Wintour trägt seit Jahrzehnten Pagenkopf und Sonnenbrille, Pokerface und … Blumenkleider.
Blumenkleider? Den Inbegriff von Romantik, Feminität und etwas Verträumtheit? Passt das?
Ja. Ganz einfach, weil ihr die Kleider stehen. Sie betonen ihre Figur, die sie mit Tennisspielen in Form hält. Und: Diese Kleider ermöglichen einen konstanten Wechsel bei gleichbleibenden Stil. Wintour schafft es, mit der Mode zu gehen, dabei immer anders auszusehen und doch ihrem Look treu zu bleiben. Das Blumenkleid wurde so zu ihrem modischen Statement, ebenso wie ihre Frisur und ihr Pokerface.
Roselyne Bachelot
Dass es nicht immer knallig sein muss, beweist die französische Kultusministerin Roselyne Bachelot seit Jahren mit ihrem extremst „bourgeoisen“ Look. Die Mitte-Siebzig-Jährige präsentiert auf fast jedem Bild, das von ihr durch die Netze geistert, ein anderes Outfit. Sie trägt Hosenanzüge in Knallgrün oder Violett, manchmal auch in Schwarz – stets mit Top statt Bluse. Ob Cape oder Sommerkleid mit Ausschnitt, Bachelot kombiniert dazu fast immer auffällige Ohrringe und Broschen. Darin ähnelt sie der verstorbenen Ex-US-Außenministerin Madeleine Albright, die sagte: „Wenn mich Leute fragten, was anstünde, sagte ich: „Lies meine Brosche!““
Eine bewegte Gestik und ein fast immer strahlendes Lächeln runden den Auftritt ab. Bachelot zeigt selbst dann gute Laune, wenn alle anderen Politiker um sie herum ernst in die Kamera blicken. Die Politikerin ist eine Verkörperung der guten Manieren und eines bourgeoisen Stils. Dieser positioniert sie modisch, auch wenn sie keinem aktuellen Trend folgt.
Fazit: Optische Statements sind wichtig zur Differenzierung
Die Beispiele belegen: Der erste Eindruck zählt – ob man es als Top-Managerin möchte oder nicht. Baerbocks Statement-Look mit Stil hat ihr Sympathie-Punkte eingebracht. Sie rangiert auf der Liste der beliebtesten Politiker auf Rang zwei nach Habeck. Bachelot wird beständig für ihren Humor gelobt, ebenso wie Anna Wintour für ihre Laune gefürchtet wird. Und für welches Unternehmen Dr. Sigrid Evelyn Nikutta arbeitet, muss man sich nicht mehr fragen. Bei allen ist das Outfit integraler Bestandteil ihrer Personenmarke.
Und Sie? Wie halten Sie es mit Ihrer optischen Personenmarke? Falls Sie Inspiration oder konkrete Unterstützung benötigen: Lassen Sie uns sprechen!
Autorin: Barbara Markert
Seit rund 25 Jahren berichte ich über Mode – als Wirtschaftsjournalistin für die Publikums- und Fachpresse wie auch als Content-Creatorin für Mode- und Accessoires-Brands. In meinem Leben habe ich rund 5000 Modeschauen auf den internationalen Fashionweeks besucht. Als Wahl-Pariserin sitze ich an der Quelle der Trends und präsentiere diese Branche mit Leidenschaft und wirksamem Storytelling. – Ich weiß um die aktuellen Topthemen und Herausforderungen dieser Industrie, wie Digitalisierung, Diversity & Inclusion, Gen-Z-Ansprache oder Nachhaltigkeit. Seit Jahren setze ich mich für einen bewussteren und besseren Modekonsum ein.