Project Everest: Wirtschaftsprüfer EY sagt geplante Aufspaltung ab – Interview mit dem „Handelsblatt“

 

Project Everest: Wirtschaftsprüfer EY sagt geplante Aufspaltung ab

13. April 2023 – Interview im „Handelsblatt“

Krisenmanagement ist Emotionenmanagement.

Das habe ich Tanja Kewes (Handelsblatt) in einem Interview zum geplatzten „Project Everest“-Traum der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft EY gesagt.

Am Dienstagabend (11. April 2023) war bekannt geworden, dass EY die geplante Abspaltung seiner WP-Sparte gestoppt hat.
Diese Trennung vom margenstarken Beratungsarm wäre die größte Umstrukturierung eines Big Four-Players seit zwei Jahrzehnten gewesen.

In meinem Blog-Post im vergangenen Mai „EY prüft globalen Spin-off der Wirtschaftsprüfung“ hatte ich mich als Marketerin gefragt:

Wie sähe bei einer Aufspaltung von EY das Branding bzw. das Re-Branding aus?

Markentechnisch wäre es konsequent gewesen. Sowohl, um sich von Image-Problemen der Vergangenheit zu distanzieren als auch, um den Strategiebereich positionierungstechnisch weiter zu stärken. Denkbar wäre es etwa gewesen, die Marke EY Parthenon zu nutzen.

Seit meinen Andersen Consulting-Tagen Ende der Neunziger treibt mich die Positionierung von Professional Services-Marken um.

Eva Manger-Wiemann (Cardea AG) und Susane Mathony (Mathony Brand Strategists)
Eva Manger-Wiemann (Cardea AG) und Susane Mathony (Mathony Brand Strategists)

Mit Tanja Kewes (Handelsblatt) habe ich daher besprochen…

➡️ welche Folgen das für die Reputation von EY hat.

Schließlich wurde das Projekt, das mittlerweile mehr als 100 Millionen Dollar gekostet haben soll, seit Mai 2022 intensiv in den Leitmedien diskutiert.

Statements wie das von Patrick Jenkins in der Financial Times

For a group that specialises in corporate restructuring, EY might have done a better job of executing its own. The global accountancy partnership could not scale its Project Everest — a plan to split its audit and consultancy activities. The exertion has left its leaders red-faced, and a tad lost strategically.“

schaden massiv und kosten Vertrauen bei Mandanten wie Mitarbeitern.

➡️ wie sensibel die Wahl von Projektnamen gerade in Zeiten von Change ist.

Wie monierte bereits das Morning Briefing:
Vielleicht ist es keine gute Idee, ein Projekt nach einem Berg zu benennen, an dem laut einer US-Statistik etwa jeder dritte Aufstiegsversuch misslingt.

➡️ welche Herausforderungen der Krisen-PR nun Carmine Di Sibio, EY’s globaler Chairman and CEO, meistern muss.

Noch vor wenigen Wochen hatte er dem WSJ gesagt, der Deal sehe “no tremenous hurdle.
Wer die Message sendet
„Wir wollen die Zukunft der Branche neu definieren“
muss liefern.
Oder im Fall eines Scheitern einen starken Plan B kommunizieren.

➡️ wie wichtig die Erreichbarkeit von PR-Teams gerade in der Krise ist.

So sind etwa bei den Big Four in Deutschland die PR-Teams nur bei zwei Häusern mit konkreten Ansprechpartnern samt deren Telefonnummern auf den Websites zu finden.
Die anderen beiden Player verstecken sich – noch – hinter anonymen Kontaktmasken.

➡️ wie entscheidend starke Narrative sind.

Denn sie sorgen für Klarheit im Tsunami von Informationen & Meinungen.

Wie starke Narrative funktionieren, zeigt u.a. Bill Thomas, Global Chairman & CEO von KPMG

Nur wenige Stunden nach dem Bekanntwerden der EY-News bezog Bill Thomas, Global Chairman & CEO von KPMG, auf LinkedIn Stellung:

While there is a lot of conversation about the future of our profession, following the news of EY’s decision not to separate its audit and advisory businesses, I want to 𝗹𝗲𝗮𝘃𝗲 𝗻𝗼 𝗿𝗼𝗼𝗺 𝗳𝗼𝗿 𝗱𝗼𝘂𝗯𝘁 about where KPMG stands.

Als ich den Post am Morgen des 12. Aprils las, hatte dieser bereits 4.000 Likes.
Gegen Mittag des 13. Aprils sind es knapp 13.000. Die 445 Weiterleitungen und unzähligen Kommentare zeigen die Zustimmung zu dieser Form der offenen Kommunikation.

Mein Fazit zur Kommunikation von CEOs der Boomer Generation

CEOs der Boomer-Generation lag/liegt es vielfach nicht in den Genen, pro-aktiv und frei von Worthülsen zu kommunizieren.

Moderne Kommunikation verlangt aber nach mehr inklusive dem Verständnis: Gutes Krisenmanagement ist immer auch Emotionenmanagement. So entsteht 𝗥𝗲𝘀𝗶𝗹𝗶𝗲𝗻𝘇, wenn es hart auf hart kommt.

Den Artikel lesen Sie hier:

„Project Everest“ gestoppt: Wirtschaftsprüfer EY bläst Aufspaltung ab (handelsblatt.com)


Autorin: Susanne Mathony

Susanne Mathony
Susanne Mathony

Die Positionierung von Marken und Menschen sind meine Leidenschaft. Seit mehr als zwei Jahrzehnten lebe ich mit CEO-Positionierung, strategischer Marketing- und Kommunikationsberatung, PR und Business Storytelling meine Berufung aus.
Hinzugekommen ist 2014 die Social Media-Beratung. Hier liegt der Schwerpunkt auf dem #SocialCEO sowie dem Personal Branding und -Positioning von Vorständen und Teams auf LinkedIn.Meine Heimat ist Professional Services. Auf GSA- und EMEA-Ebene arbeitete ich u.a. für AlixPartners, Andersen Consulting (heute Accenture), Strategy& sowie Russell Reynolds Associates.
Als Politologin und ausgebildete Journalistin startete ich meine Karriere in einem Think Tank in Washington D.C..


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